Ein Sohn ist uns gegeben (Donna Leon)

Conte Falier bittet seinen Schwiegersohn, Commissario Guido Brunetti, um Hilfe. Der Conte glaubt, dass sein bester Freund Gonzalo eine große Dummheit begeht. Der ehemalige Kunsthändler will den zwielichtigen und einige Jahrzehnte jüngeren Torrebardo adoptieren. Bei Gonzalos Tod würde dieser ein riesiges Vermögen erben.

Während Brunetti überlegt wie und ob er seinem Schwiegervater und auch Gonzalo helfen kann, stirbt der in Madrid. 

Seine beste Freundin Berta reist aus London an, um eine Gedenkfeier für Gonzalo zu organisieren. Doch am selben Abend wird sie tot in ihrem Hotelzimmer aufgefunden. Und jetzt muss Brunetti tief in die Vergangenheit von Gonzalo eintauchen, um zu verstehen, wieso der Mörder zum Täter wurde.

Ich bin ja ein großer Fan von Venedig und liebe Bücher, die dort spielen. Auch die Reihe um Commissario Brunetti mag ich grundsätzlich sehr gerne. Jedoch ist mir schon aufgefallen, dass die neueren Bücher ein bisschen schwächeln. So auch hier. Ich tauche sehr gerne in die Welt von Brunetti ein und fand es schön, dass man in diesem Band eine bisschen mehr über Paolas Familie erfährt. Die diente ja bisher – und auch hier – als Fläche für Gesellschaftskritik und um die Minderwertigkeitskomplexe des Commissarios zu zeigen. 

Das wäre auch mein größter Kritikpunkt: Die Nebenhandlungen sind ein bisschen zu gewollt und nehmen viel Platz in der Geschichte ein. Es kommt einem so vor, als ob die Autorin die Gesellschaftskritik anbringt, um Gesellschaftskritik zu üben. Der Commissario ist ein bisschen nölig und Chiara ein bisschen zu weltverbesserisch. Ehrlich gesagt, waren Paola, ihr Vater, Vianello, Signorina Elettra und einige andere Nebenfiguren die sympathischsten und ein Grund das Buch weiterzulesen. 

Gefallen hat mir, dass Patta ein etwas zugänglicheres Gesicht bekommt und durchblicken lässt, dass er doch deutlich mehr mitkriegt, was in seiner Questura so vor sich geht, als man bisher vermutet hat. 

Der Plott ist eine etwas verworrene Geschichte und am Ende war mir nicht wirklich klar, warum der Täter so gehandelt hat. Die Aufklärung war ein bisschen oberflächlich. Wer der Täter ist, das war ja schon relativ früh klar, sodass dem Motiv und der Aufklärung mehr Gewicht gegeben werden hätte können. 

Das Buch entführt einen mal wieder in die Lagunenstadt und man kann das Flair der Stadt genießen. Es ist ein nettes Leseabenteuer für zwischendurch.