Im August sind wir für ein paar Tage nach Wien gefahren. Ich war vor einigen Jahren schon mal dort, aber ich kann nur jedem empfehlen immer wieder nach Wien zu fahren – es gibt immer noch was zu entdecken. Ich mag die Atmosphäre dort sehr – eine Mischung aus Charme, Schmäh, Großstadtluft, einem Schuss Morbidität, jede Menge Stil und Kultur. Irgendwie ist es eine entspannt-aufgeregte Stadt, die eher wie eine gemütliche Stadt als wie eine Großstadt wirkt. Wien ist auf jeden Fall eine Reise wert.
Anfahrt und Hotel
Wir sind mit dem Zug über Zürich nach Wien gefahren, ich fahre ja sehr gerne mit dem Zug und finde es hat nur Vorteile. Man ist in der Regel direkt in der Stadt, die Hauptbahnhöfe sind gut angebunden und man muss sich nicht um Verkehr und Parkmöglichkeiten kümmern. So auch hier. Wir sind am Hauptbahnhof angekommen und mit der U-Bahn zum Hotel „Marc Aurel“ gefahren. Das Hotel liegt sehr zentral im Ersten Bezirk, sodass man das meiste tatsächlich zu Fuß besichtigen kann – aber man hat die U-Bahn-Station „Schwedenplatz“ in der Nähe, wenn man doch Straßen- oder U-Bahnen nutzen will.

Kuppel der Hofburg bei Nacht
Vienna Pass – Günstige Eintritte abstauben
Im Vorfeld habe ich online den „Vienna pass“ gebucht, mit dem man in ca. 90 Sehenswürdigkeiten günstiger bzw. umsonst reinkommt. Bei einigen Stationen muss man sich online einen Zeitslot oder vor Ort nochmal extra ein Einlassticket buchen (z.B. im Schloss Schönbrunn), aber in der Regel geht man einfach zur Sehenswürdigkeit und kann rein, häufig gibt es auch noch einen eigenen Eingang für den Vienna pass. Wir haben den Online-Pass gebucht, sodass man ihn auf dem Handy hat und einfach den QR-Code beim Check-in vorzeigt oder einscannt. Es gibt aber auch eine Papierversion, die man vor Ort abholen kann oder – wenn man rechtzeitig dran ist – sich auch zuschicken lassen kann. Es gibt mehrere Optionen für die Dauer des Passes, wir hatten den 3-Tages-Pass. Hierbei ist zu beachten, dass man an drei aufeinanderfolgenden Tagen den Pass nutzen kann, Starttag ist der Tag, an dem man den Pass das erste Mal einscannt bei einer Veranstaltung.

Stefansdom Wien
Ein Paar Worte zum Vienna Pass
Im Pass sind fast alle Sehenswürdigkeiten inbegriffen, die man als Touri so besichtigt – allerdings ist der Stefansdom nicht dabei. Dort muss man extra bezahlen für den Bereich, der nur mit Ticket zugänglich ist. Auch für die Gruft im Stefansdom gibt es ein Extraticket, das man direkt beim Gästeführer bezahlt. Als wir dort waren, warteten fast 40 Leute auf die Führung, das war uns dann zu viel und wir haben die Gruft nicht besichtigt.
Das Museumsquartier – unser Lieblingsplatz
Wir haben uns einen Plan gemacht, was wir alles sehen wollen und sind dann losgezogen. Das funktioniert ganz gut, man muss jedoch flexibel sein, denn vor Ort kann es nochmal zu Änderungen kommen. Wir haben uns am Montagabend erstmal einen Überblick über die Innenstadt rund ums Hotel zu verschaffen und sind einfach mal ein bisschen los spaziert. So sind wir auch eher zufällig in den Innenhof des Museumsquartiers gestolpert, der uns wahnsinnig gut gefallen hat. Eine sehr chillige Atmosphäre, nette Leute in allen Altersgruppen und leckeres Essen und Trinken. Man kann aber auch eigene Verpflegung mitbringen und sich auf den bequemen Sitzmöbeln niederlassen. Hier kann man sich sehr schön entspannen.

Museumsquartier Wien Innenhof
Was wir angeschaut haben…
Den Vienna Pass haben wir erst ab Dienstag genutzt und richtig viel gesehen.
Kunsthistorisches Museum
Natürlich stand auf meiner Besichtigungsliste auch das Kunsthistorische Museum – eines der spannendsten und tollsten Kunstmuseen, das es gibt. Von der ägyptischen und antiken Kunst bis ins 19. Jahrhundert findet man dort alles, was das Herz begehrt. Ich habe mich mega gefreut, endlich mal Arcimboldo mit seinen „Lebensmittel“-Bildern in echt zu sehen und auch die Saliera von Cellini. In diesem Museum hängt so viel, was man im Kunstgeschichtsstudium lernt und mit dem man manchmal auch getriezt wird, daher ist es so toll dort vor den Originalen zu stehen. Es ist natürlich ziemlich gut besucht, aber ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Auch museumshistorisch ist ein Besuch spannend, da wir hier ein Haus vor uns haben, das als Kunstmuseum gebaut wurde. Wenn dich Kunst also interessiert, dann solltest du dort auf jeden Fall vorbeigehen. Genau gegenüber steht übrigens das Naturkundemuseum – ein fast identisches Zwillingsgebäude, in dem die naturkundliche Sammlung untergebracht ist. Auch hier lohnt sich ein Besuch, man lernt vieles über Meteoriten, aber auch Dino-Fans kommen nicht zu kurz. Mich hat besonders die Steinesammlung mit den faszinierenden Farben der (Edel-) Steine begeistert. Beim Besuch der Museen müsst ihr auf jeden Fall die Öffnungszeiten direkt auf der Museumsseite im Auge behalten, wir haben uns an den Infos bei der Vienna-Pass-Seite orientiert und dachten, dass das Naturkundemuseum donnerstags bis 20 Uhr geöffnet ist, es schloss jedoch regulär um 18 Uhr und wir hatten nicht mehr genug Zeit für alle Räume.

Saliera von Benvenuto Cellini
Prunksaal der Nationalbibliothek
Ich liebe Bibliotheken, und umso älter sie sind, umso spannender sind sie. Daher wollte ich gerne den Prunksaal der Nationalbibliothek sehen. Der Raum ist wirklich beeindruckend, Bücherregale bis zur Decke, die mit wunderschönen Malereien versehen ist. Der Raum ist extrem voll gewesen, was es für mich etwas schwierig machte ihn wirklich zu genießen und länger zu bleiben, aber beeindruckend war er und ich finde es lohnt sich ihn anzusehen. Der Eingang ist übrigens nicht dort, wo fett „Österreichische Nationalbibliothek“ steht, sondern auf der anderen Seite der Hofburg. Die Aufsichten bei der Nationalbibliothek bekommen die Anfrage wohl öfters, denn sie händigen einem gleich einen Infozettel mit Laufwegbeschreibung zum Prunksaal aus.

Detail Prunksaal Nationalbibliothek
Madame Tussaud´s und Prater
Da im Pass auch ein Besuch bei Madame Tussaud´s inbegriffen war, haben wir beschlossen dort mal vorbeizuschauen. Wir haben den Hop-on-Hop-Off-Bus genommen (auch im Pass drin), der bis zur Haltestelle „Prater“ fährt. Madame Tussaud´s ist direkt beim Prater und teilweise dort integriert. Es war interessant und die meisten Promis erkannte ich auch, aber den Preis von 26€ pro Person finde ich recht viel für die wenigen Räume. Ich kenne Madame Tussaud´s aus London, das fand ich beeindruckender. Wenn man also den Pass hat, kann man es sich angucken, aber sonst würde ich es nicht bezahlen.
Da wir eh schon da waren, sind wir auch noch einmal über den Prater geschlendert und mit dem alten Riesenrad gefahren (auch im Pass). Das alte Riesenrad hat schon was, es fährt sehr gemächlich und man kann tolle Fotos machen – für spektakulärere Fotos müsste man noch einen Ticken später gehen als wir dort waren, dann wäre die Sonne noch etwas tiefer gestanden.

Aussicht vom alten Riesenrad im Prater
Schloss Schönbrunn
Am zweiten Tag sind wir mit den Öffis nach Schloss Schönbrunn gefahren, theoretisch wäre eine Anfahrt mit dem Hop-on-Bus möglich gewesen, aber wir haben ehrlich gesagt den Abfahrtspunkt nicht gefunden beim Schwedenplatz, daher haben wir einfach die Öffis genommen, was wunderbar geklappt hat.
Schloss Schönbrunn und Park
Der Rundgang im Schloss Schönbrunn ist im Pass inbegriffen, aber man muss sich vor Ort nochmal an die Kasse stellen, um sich einen Zeitslot zu sichern. Es gibt laut Auskunft vor Ort noch eine Ausgabestelle beim Parkplatz, aber auch den haben wir nicht gefunden. Da auf dem Schild im Besuchercenter eine Wartezeit für den Einlass von 240 Minuten angegeben war (wir waren kurz nach 10 Uhr dort), haben wir beschlossen das Schloss Schloss sein zu lassen und uns dafür alles andere dort anzugucken. Der Park ist sehr weitläufig, aber es gibt eine Panoramabahn, die einen zu den einzelnen Stationen fährt. Auch hier kann man jederzeit einsteigen und aussteigen.
Als erstes sind wir zur Strudelshow im Seitentrakt des Schlosses gegangen. Das ganze findet in einer nachgebauten Schlossküche statt, wo die Besucher:innen an Tischchen sitzen und einen Apfelstrudel probieren dürfen, das Stück Apfelstrudel (leider nicht glutenfrei erhältlich) ist im Preis inbegriffen, den Kaffee kann man vor Ort bestellen und bezahlen. Ich finde die Strudelshow eine sehr witzige Angelegenheit und süß gemacht, am Ende bekommt man noch das Apfelstrudelrezept fürs Nachbacken.

Apfelstrudel bei der Strudelshow in Schloss Schönbrunn
Orangerie, Wüstenhaus, Obeliskenbrunnen und Gloriette
Diese Teile des Parks sind im Pass drin, aber ich würde sie nicht nochmal besuchen, sie waren für mich ein bisschen lahm. Am Obeliskenbrunnen steigt man aus dem Zug aus und macht ein paar Fotos bevor man im nächsten Zug weiterfährt. Von der Gloriette hat man einen schönen Blick zum Schloss zurück und es gibt dort auch ein Café, das mir aber zu überfüllt war. Also auch hier: es ist im Pass drin, daher sind wir auf die Aufsichtsplattform.

Gloriette und Panoramazug im Schlosspark von Schönbrunn
Palmenhaus
Das Palmenhaus fand ich beeindruckend. Es handelt sich um einen Glas-Stahl-Bau mit Palmen, einem Kalthaus und einem Warmhaus. Mich hat die Konstruktion beeindruckt und auch die Geschichte dahinter.

Palmenhaus von Schloss Schönbrunn
Wagenburg
Wenn man sich für Gefährte interessiert, sollte man auf jeden Fall in der Wagenburg vorbeischauen. In einem extra Gebäude stehen unzählige Kutschen und Gefährte der Habsburger. Es ist spannend die Entwicklung und die Geschichten hinter den Wagen zu erfahren. Besonders beeindruckt hat mich die Begräbniskutsche der Habsburger.

Kapuzinergruft
Wir haben uns als erstes zur Hofburg aufgemacht und die Schatzkammer dort besucht. Auch wenn einige der Stücke beeindruckend waren, hat mich die Schatzkammer nicht so vom Hocker gehauen.
Kapuzinergruft & Hunderwasser
Die Kapuzinergruft, die Gruft der Habsburger mit den faszinierenden Grabdenkmälern im Kapuzinerkloster, ist im Pass enthalten und so haben wir uns diese Gruft angeschaut. Für mich als Kunsthistorikerin, die Grabdenkmäler als einen Schwerpunkt hat, war es eine sehr berührende Besichtigung. Ja, es ist eine Grabstätte, aber kunsthistorisch wahnsinnig spannend.

Pleaurant – Detail an einem Grabdenkmal in der Kapuzinergruft in Wien
Auf unserer Liste stand auch noch der Künstler Hundertwasser. Wir haben uns sowohl das Hundertwasser Village und das Hundertwasser Museum angeschaut. Das Village ist ein kleines Einkaufszentrum, das von Hundertwasser entworfen wurde. Die meisten Geschäfte sind meiner Meinung eher reine Touri-Abzock-Ramsch-Läden, aber es ist trotzdem spannend ein Hundertwasser-Haus von innen zu sehen.

Im Museum zeigen wechselnde Ausstellung Werke von Hundertwasser. Wir konnten sowohl Gemälde ansehen als auch den Entwurf für eine ganze Hundertwasser-Stadt. Auch das Gebäude selbst ist architektonisch interessant.

In dieser Stadt lohnt es sich wirklich sich einfach mal treiben und das Auge schweifen zu lassen. Ich habe die Möglichkeit gleich mal genutzt, ein bisschen Fotoskills zu üben.

Wien ist eindeutig eine meiner Lieblingsstädte und ich finde, jedes Mal, wenn man dort ist, sieht man etwas Neues.
Rüstkammer & Albertina
In meiner Arbeit als Kunsthistorikerin halte ich z.B. auch Vorträge. Eines der Themen sind Ritter und Burgen. Deshalb wollte ich unbedingt die Rüstkammer sehen. Und wir wurden nicht enttäuscht. Neben klassischen Rüstungen konnten wir dort auch durchaus skurrile Rüstungen entdecken. Wenn man sich für Rüstungen, Waffen und Rittertum interessiert, dann sollte man sich die Rüstkammer nicht entgehen lassen. Aber Achtung, es sind einige Räume – also Zeit mitbringen.

Als Kunsthistorikerin war natürlich die Albertina auch auf meiner Liste. Das Kunstmuseum Albertina geht auf die Sammlung von Albert Herzog von Sachsen-Teschen und Erzherzogin Marie Christine von Habsburg (Tochter von Maria Theresia) zurück. Seitdem wurde fleißig dazu gesammelt und so beherbergt das Museum heute eine der phantastischen Kunstsammlungen der Welt. Leider war es ziemlich voll als wir dort waren, weshalb man die Kunst gar nicht so genießen konnte, aber es war trotzdem ein tolles Gefühl so bekannte und schöne Kunstwerke im Original zu sehen.

Es gab so viel zu sehen, aber ich habe mich sehr drüber gefreut einen echten Max Beckmann zu sehen. Im Kunst-LK war er mein Sternchenthema (und ich hab es nicht unbedingt geliebt), aber seitdem begleitet er mich immer wieder. Und inzwischen mag ich sein Werk ganz gerne.
Es gibt natürlich noch viel mehr zu sehen in Wien, aber ich hoffe, ich konnte dir einen kleinen Einblick geben wie vielfältig Wien ist und dass sich eine Reise definitiv lohnt.
Zur Vorbereitung auf einen Wien-Besuch kann ich euch auch den Youtube-Kanal von Grete Walz empfehlen, sie ist Gästeführerin in Wien und gibt richtig tolle Tipps auf ihrem Kanal.

