Vor einiger Zeit erhielt ich eine Email vom Litlove-Team, die mich darüber informierte, dass am 12. und 13. November die erste Litlove in München stattfinden würde. Erst dachte ich, es passt grad nicht in meinen Terminkalender, denn eigentlich sollte an diesem Wochenende unser lang geplantes Mädelswochenende stattfinden. Da wir das aber vorverlegten, war das Wochenende plötzlich frei und ich entschied mich spontan doch hinzugehen. Da ich in München bei meinem Bruder übernachten kann, musste ich nur Anfahrt mit dem Fernbus und das Wochenendticket für die Veranstaltung bezahlen. Dass man sich als Blogger auch registrieren konnte, hatte die Ines mal wieder überlesen. Daher nahm ich als „normaler“ Besucher teil, was aber der Freude keinen Abbruch tat.
Ich entschied mich dazu das Wochenendticket zu kaufen, nachdem ich das Programm der beiden Tage gelesen hatte, und sowohl am Samstag als auch am Sonntag interessante Beiträge fand. Das Ticket kostete ca. 34€, was ich völlig in Ordnung fand für die Veranstaltung. Denn es wurde wirklich viel geboten: Lesungen, Vorträge, Workshops, Signiermöglichkeiten.
Als erstes ging ich zum Vortrag „Happy End? – Deine Entscheidung“ vom 26 Selfpublishingverlag. Hier erklärten Yvonne und Torsten sehr sympathisch und locker die Vorgehensweise eines Selfpublishings und die Vorteile, wenn man das bei 26 machen möchte. Natürlich war hierbei viel Eigenwerbung vorhanden, was ich aber ok war, da sie ja ihren Verlag vorgestellt haben. Bei 26 kann man als Selfpublisher alles selbst machen oder sich Pakete hinzukaufen, z. B. das Coverdesign. Das finde ich eigentlich eine gute Möglichkeit, denn nicht immer kann man ja eine gute Geschichte schreiben und ein Cover designen. Das wichtigste ist aber immer ein gutes Lektorat, darauf wiesen die beiden mehrmals hin. Einige Vorteile vom Selfpublishing sind, dass man sofort auf den Markt kommt (ca. 2 Tage beim ebook, ca. 1 Woche fürs gedruckte Buch), Nischenthemen auch eine Chance haben und man selbst alle Entscheidungen in der Hand hat. Allerdings erfordert Selfpublishing auch viel Zeit und Engagement, weil man eben selbst für alles verantwortlich ist und es viel Konkurrenz gibt. Nach dem Veröffentlichen muss man also auch noch an der Bewerbung arbeiten. Sicher interessant ist, dass die Randomhouse-Lektoren ein Auge auf die Veröffentlichungen haben und so der eine oder andere vielleicht die Chance auf eine Verlagsveröffentlichung hat. Insgesamt hat mir der Einblick ins Selfpublishing und die Möglichkeiten, aber auch Risiken sehr gut gefallen. Man hat sehr ausführliche Informationen bekommen.
Als nächstes hat mich eine Gesprächsrunde mit zwei Literaturagenten interessiert. Hier berichteten die Inhaber von erzähl:perspektive, einer Münchner Literaturagentur, von ihren Lebensläufen und ihrer täglichen Arbeit. Auch hier war es sehr spannend zu hören wie die beiden arbeiten. Eine Literaturagentur ist eine Vermittlungsstelle zwischen Autor und Verlag und haben inzwischen eine hohe Wichtigkeit bei der Vermittlung von Autoren an Verlage. Sie betonten immer wieder, dass dabei sehr wichtig ist, dass im Dreigespann Autor-Agentur-Verlag jeder seinen Job macht und man dem anderen nicht reinpfuscht. Wichtig für Literaturagenten ist ein Gespür für Menschen, fürs Vermitteln und die Leidenschaft fürs Lesen, aber auch fürs Leben. Aber man darf dabei natürlich nicht außer Acht lassen, dass Literaturagenten damit ihr Geld verdienen. Anfragen, dass man nur aus Spaß veröffentlichen und kein Geld verdienen will, sollte man lieber unterlassen. Literaturagent ist sicher für den einen oder anderen Geisteswissenschaftler ein lohnendes Geschäftsfeld, wo man uns doch immer vorwirft, wir sind zu nix zu gebrauchen…
Besonders gespannt war ich auf die Runde zum Thema „Wer bin ich und wenn ja wie viele?“, in der es um Pseudonyme ging. Wie kommt man zum Pseudonym und wieso wird es gewählt etc.? Die Autoren sind recht frei bei der Wahl ihrer Pseudonyme, aber der Verlag hat natürlich ein Wörtchen mitzureden. Die Autorinnen Ella Simon, Anne Sanders, Marie Adams und Viktoria Seifried erzählten lebendig und immer mit Augenzwinkern wie es zu ihren Pseudonymen kam. In der Regel wird ein Pseudonym gewählt, wenn man das Genre wechselt, damit die Leser nicht durcheinander kommen. Denn nicht jeder der z.B. Liebesgeschichten gern liest, liest auch gern Krimis und könnte enttäuscht werden, wenn er ein Buch seiner Lieblingsautorin in die Hand nimmt und es sich plötzlich um einen Krimi o.ä. handelt. In der Regel handelt es sich um offene Pseudonyme, das heißt, es ist klar wer sich hinter dem Namen eigentlich verbirgt.
Am zweiten Tag hörte ich noch den Rest von Geneva Lees Lesung aus Royal, bei der die deutsche Synchronstimme von Carrie Bradshaw, Irina von Bentheim, aus der deutschen Ausgabe vorlas. Sowohl Autorin als auch deutsche Stimme präsentierten sich als lustige, sympathische Frauen und bildeten einen witzigen Start in den Sonntag.
Besonders interessierte mich die Gesprächsrunde „1001 Ideen – wie wird´s ein Buch?“, bei dem die Autorinnen Constanze Wilken, Petra Durst-Benning und Brigitte Riebe aus dem Nähkästchen plauderten und feststellten, dass es für einen Bestseller eigentlich nur eine Katze als Haustier braucht ;-) Sie erzählten über ihren Schreiballtag, wie sie zum Schreiben kamen und wie ihre Arbeitszimmer aussehen. Sie waren sich einig, dass Nebenfiguren für Geschichten sehr wichtig sind (was ich sehr unterstütze, ihr wisst ja, ich bin ein Fan von Nebenfiguren).
Sehr berührend und schön fand ich die Lesung „Schreiben Sie mir, oder ich sterbe!“ mit Frederike Kempter und Christian Baumann. Sie lasen aus einem Hörbuchprojekt, bei dem Liebesbriefe berühmter Männer und Frauen vorgestellt wurden. Es war einfach nur wunderschön den Stimmen und den Briefen zu lauschen.
Insgesamt waren es zwei schöne, lehrreiche, intensive und spannende Tage bei Random House, bei denen ich viel erfahren habe. Es war sehr interessant Einblicke in den Arbeitsalltag von Autoren und Verlagsmitarbeitern zu bekommen und den einen oder anderen Tipp fürs Schreiben mitzunehmen. Und meine Leseliste ist um einige Titel angewachsen. Ich würde mich sehr freuen, wenn es auch 2017 eine litlove geben würde.
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