Vielen lieben Dank für das Rezensionsexemplar.

Das Buch flatterte über vorablesen.de in meinen Briefkasten. Eher aus Neugier hatte ich mich da angemeldet und bisher noch nicht wirklich was gemacht dort, weil mir grad die Zeit fehlt. Und deshalb war ich auch überrascht, als eine Email von dort kam, dass sie meine Adresse brauchten, um mir ein Willkommens-Buch zu schicken. Da hab ich mich sehr gefreut und sag mal „danke“. Das Buch, das ich bekommen hab, sagte mir überhaupts nix, muss ich gestehen. Weder Titel noch Autorin. Es wird im Klappentext sehr gelobt und wie man sich freut, dass es endlich in neuer Übersetzung da ist, denn ursprünglich ist das Buch von 1949. Ich bin ja immer etwas vorsichtig, wenn Bücher überschwänglich gelobt werden auf dem Einband, aber in dem Fall ist es echt gerechtfertigt. 
 
* dieses Buch wurde mir als Rezensionsexemplar des Ullstein Buchverlage/Graf Verlag durch vorablesen.de überlassen
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© Ullstein-Verlage

Erzählt wird Liebe unter kaltem Himmel von Fanny, einer jungen Dame aus gehobenerem Landadel, die irgendwie im weitesten Sinne mit fast allen vorkommenden Personen verwandt ist, selbst aber aus schwierigen Verhältnissen kommt (Vater taucht nur ab und zu in ihrem Leben auf, Mutter wird „Hopse“ genannt, weil sie von einem Mann zum nächsten hopst, und so wird Fanny von Tante und Onkel aufgezogen). Fanny und Polly, die Tochter von Lady und Lord Montdore und auch irgendwie mit Fanny verwandt, sind im Debütantinnenalter und vorallem Polly muss einen Debütantinnenball nach dem anderen über sich ergehen lassen, denn sie ist das schönste Mädchen der Gegend. Alles was die Mutter will, ist eine standesgemäße Heirat für die wunderschöne Polly, die natürlich auch noch unfassbar reich ist. Nur das Schloss Hampton, der Stammsitz der Familie Montdore, den darf sie aufgrund von irgendwelchen Erbregeln nicht bekommen. Der geht an den letzten männlichen Erben, der – oh Schreck – gar kein richtiger Engländer ist, sondern in Kanada geboren wurde, über den man aber sonst nichts weiß. 

Polly ist völlig distanziert zur Welt und auch zu den Männern, die ihr die Mutter als passend präsentiert und will sich mit keinem auch nur unterhalten. Während die Mutter immer frustrierter wird, weil Polly keiner gut genug scheint und sie sich nicht mal wenigstens unglücklich verlieben will, hat Polly schon längst ihre Wahl getroffen. Sie will Boy heiraten – pikanterweise der Ex-Liebhaber ihrer Mutter und ihr Onkel. Kurz nach dem Tod ihrer Tante Patricia beschließt Polly ihren Onkel zu heiraten, der ist nicht wirklich davon überzeugt, aber willigt ein. Aus Stolz, dass er alter Knacker noch eine so schöne junge Frau bekommt. Doch die Heirat bedeutet, dass Polly enterbt wird und das Einkommen von Boy reicht nicht aus in England standesgemäß zu leben, weshalb die beiden ins Ausland ziehen müssen, wo es Polly gar nicht gefällt. Während ihre Mutter ab sofort verdrängt, dass sie eine Tochter hat, geht die Suche nach dem männlichen Erben los, den man schließlich in Paris (wie kann er nur, wo er doch Engländer ist!) ausfindig macht und einlädt aufs Schloss. Aus gedachten 2 Wochen Aufenthalt wird einer für immer, denn Cedric verzaubert Lady Montdore völlig und wird der strahlende Mittelpunkt der High Society. Fanny ist währenddessen die angesehene Frau eines Oxford-Professors geworden und in ihrem gemütlichen Haus laufen eigentlich alle Fäden zusammen.
 
Mir hat das Buch wirklich sehr gefallen. Es ist flüssig zu lesen und hat herrlich bissige und witzige Konversationen, die teilweise mit wenigen Worten die Personen entlarven. Fanny zeigt in ihrer Erzählung die Dekadenz und auch die Langeweile der Figuren auf. Der Autorin gelingt es die Figuren großartig zu zeichnen, so dass man jeden vor sich sehen kann. Man kann sich richtig vorstellen, wie sie zuhause über den Skandal von Pollys Hochzeit tratschen und sich freuen, dass die arrogante Lady Montdore mal eins ausgewischt bekommen haben. Oder wie sie tuscheln, als Cedric auftaucht und er jeden, auch seine hartnäckigsten Kritiker, verzaubert. Fanny erzählt als Beteiligte trotzdem ein breites Spektrum der Ereignisse, weil ihr immer wieder von anderen Personen andere Sichtweisen berichtet werden. Auf dem Cover ist nur eine Zeichnung von Cedric zu sehen, ganz dandymäßig im Jacket, mit Brille und Zigarette. Das Buch endet ganz leise, mit Andeutungen und einem recht offenen Schluss, aber trotzdem wird man nicht in der Luft hängen gelassen, denn irgendwie hat die Geschichte doch einen Abschluss. Nancy Mitfords Bücher müssen wohl alle auf meinen Lese-Stapel, denn sie sich lustige Gesellschaftsstudien. Schade, dass solche Geschichten nicht Schulliteratur sind, da könnte man echt viel rausholen. Und ein Klassiker ist es doch wohl auch, wenn es schon von 1949 ist ;-) 
Also lesen!

 

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