Liebe Ruth, herzlichen Dank für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Worum geht´s?
In den Amperauen bei Dachau werden zwei Leichen gefunden: die eine erschossen, die andere erhängt. Die ehemalige Lehrerin und Krimiliebhaberin Annamirl Hofstetter, die die beiden findet, weiß sofort, hier stimmt was nicht. Und da sie beide kannte, muss sie sich natürlich mit dem Fall befassen – schließlich ist der ermittelnde Kommissar Auerbach ein richtiger Grantler und sie kann sich nicht sicher sein, ob er alles im Blick hat. Dass es gut ist, dass sie mit ermittelt, zeigt sich spätestens als Auerbach Annamirls Patenkind Marion verdächtigt, die Witwe und Tochter der Ermordeten.
Wie´s mir gefallen hat:
Annamirl ist eine sympathische, hilfsbereite und liebenswerte ältere Damen, ganz im Stile von Miss Marple. Ihre beiden – durchaus ins Geschehen involvierten – Hund sind zum Knuddeln und mit ihren Namen Loki und Odin sehr knuffig. Einige Charaktermerkmale, die man diesen beiden nordischen Göttern unterstellt, sind im Temperament der Hunde zu erkennen. Gleichzeitig verweisen sie auch auf Annamirls Neugier und Gewitztheit.
Als Contrapunkt hat die Autorin den knurrigen und knorrigen Kommissar Auerbach geschaffen, der anfangs mit seinen Vorurteilen sehr gewöhnlich wirkt, im Laufe der Ermittlungen aber durchaus auch liebenswert und freundlich erscheint, vor allem im Umgang mit seinen beiden Polizisten Julia und Patrick.
Als Leser begleitet man sowohl die Polizei bei ihren Ermittlungen als auch Annamirl und bekommt so einen umfassenden Überblick über alle losen Fäden. Es führte bei mir aber nicht dazu, dass ich einen Verdacht hatte wer der Täter war. Für mich blieb der bis zum Ende im Dunkeln, auch wenn mir sehr schnell klar war, dass er wohl nicht in der Familie zu suchen ist.
Annamirl ermittelt auf eigene Faust – ganz im Stile von Miss Marple -, weil sie über ihre privaten Kontakte zu Helga und Marion betroffen ist. Ähnlich wie die von ihre geliebten englischen Krimis geht es bei ihr cozy und entspannt zu. Das heißt aber nicht, dass der Krimi langweilig wäre. Es gelingt Ruth M. Fuchs durchwegs den Spannungsbogen oben zu halten.
Und wie schafft man es nun, dass die externe Ermittlerin erfährt was die Polizei so rausgefunden hat und umgekehrt? Tja, nun, da bedient sich die Autorin der persönlichen Verbindungen. Patrick und Annamirl kennen sich aus der Schule, war Annamirl doch seine Lehrerin.
Auch das Problem, dass Auerbach sehr im Dialekt redet und denkt, und die Leser eventuell kein Wort verstehen, löste sie geschickt, in dem Julia nicht in Bayern aufgewachsen ist und somit mit dem Bayerischen nicht so klarkommt. Die anderen müssen für sie – und damit stellvertretend für die Leser – übersetzen. Ich persönlich hatte damit keine Probleme, aber so ist es für alle gut gelöst.
Dass Julias Freund in den Ermittlungen eine Rolle spielt, fand ich etwas an den Haaren herbeigezogen, das war mir ein bisschen zu bemüht. Und der Täter selbst blieb für mich ein bisschen blass, auch wenn er sehr ausführlich seine Beweggründe erklärt. Irgendwie war mir das Motiv und seine Tat nicht griffig genug. Aufgefallen sind mir auch einige Flüchtigkeits-/ Rechtschreibfehler, die zwar den Lesefluss nicht störten, aber mir auffielen.
Wer einen gut konstruierten und schön geschriebenen Krimi im Stile der englischen Agatha-Christie-Krimis mit bayerischem Lokalkolorit sucht, kann sich mit „Tatort Amper“ ein paar schöne Lesestunden mit einer sympathischen Hauptfigur gönnen.
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