Der Arzt Marc Wegener traut seinen Augen nicht. Auf einem Foto, das ihn mit seiner kürzlich verstorbenen Verlobten am Mainufer zeigt, sieht er im Hintergrund Jane.

Die wilde, freie Jane, seine Jugendliebe. Und plötzlich ist in ihm eine Sehnsucht nach Irland, nach Jane – und danach aus seinem Leben davon zu laufen. 

Als er sich auf die Suche nach Jane macht, stolpert Marc in eine aufregende Suche und plötzlich weiß er nicht mehr wem er vertrauen kann. Seinem Privatdetektiv? Jane? Sich selbst? 

In der rauen Wildnis von Irland geht es schließlich um Leben und Tod und Marc erfährt Dinge über Jane und sich selbst, die er vielleicht nicht herausfinden wollte… Wird Irland ihn von seinen inneren Dämonen befreien können oder wird das Land seiner Sehnsucht für ihn noch ganz andere Überraschungen bereithalten? 

Der Konstanzer Autor Matthias Moor entführt seine LeserInnen in „Irische Finsternis“ nicht nur in die raue, schöne Landschaft Irlands, sondern auch in die Abgründe der menschlichen Psyche. Man begleitet schonungslos den Arzt Marc Wegener dabei wie er sich selbst aus Angst und Schuldgefühlen zerstört. Eindringlich erzählt er von seiner Geschichte und gibt tiefe Einblicke in seine geschundene Seele. Marc wirkt sehr sympathisch und wie ein Kerl, der immer alles richtig machen möchte, aber immer ein bisschen daneben liegt. Ein Einzelgänger, der aufgrund seiner Familiengeschichte Schwierigkeiten hat zu vertrauen. Weil man so einen ungeschönten Blick in sein Inneres bekommt, kann man ihn verstehen, leidet mit ihm mit, möchte ihn aber auch manchmal nur heftig schütteln, weil er sich selbst so  kaputt macht. Schicht für Schicht taucht man in die Geschichte von Marc und Jane ein, eine Geschichte, die nicht schön ist und einen als LeserIn ziemlich mitnimmt. Denn Marc und Jane schonen weder sich selbst noch die LeserInnen. Ohne zu spoilern, kann man sagen, dass im Leben der beiden so ziemlich alles schief geht, was nur schief gehen kann. Weil man so tief in die Figuren und deren Psyche eintaucht, sollte außen auf dem Einband auch nicht „Krimi“, sondern „Psychothriller“ stehen, finde ich. Denn es ist mehr ein Thriller als ein Krimi. Es geht um Hass, Schuld, Sühne, Mord und Gewalt, aber auch um Liebe, Hoffnung, dazugehören wollen und Zukunft. 

Weil die Geschichte sehr dicht und eindringlich geschrieben ist und man wirklich tief in die Figuren kriecht, ist es ein Buch, das ich nicht so in einem Rutsch runterlesen konnte, weil es mich sehr mitgenommen hat. Ich brauchte immer wieder Abstand und eine Pause von den Figuren und ihrem Leben. 

Beim Lesen erfährt man „nebenbei“ sehr viel über Landschaft und Geschichte Irlands und hat so das Gefühl, dass man das Land richtig vor sich sieht. Man merkt, dass der Autor sich dort auskennt und nicht nur bei Google Maps ein paar Namen herausgesucht hat. 

Was mich persönlich ein bisschen gestört hat, ist das Motiv des alkoholkranken Ermittlers. Ich finde dieses Motiv inzwischen so ausgelutscht. Auch wenn man damit immer viel erklären und aufzeigen kann wieviel im Leben des Ermittlers kaputtgegangen ist, finde ich es zu oft verwendet und nervig. 

Irische Finsternis ist ein Buch, das einen richtig mitnimmt und sicher nicht einfach so runterzulesen ist. Aber das ist so gewollt und insofern gelingt es dem Autor eine Verbindung zwischen den Protagonisten und den LeserInnen herzustellen. Eine Geschichte so rau, düster, aufwühlend und wild wie die irische See. 

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