Mord im Museum (Carola Dunn)

Wir befinden uns im London der Golden twenties. Miss Daisy Dalrymple lässt sich von ihrem Weg als Journalistin zu arbeiten nicht abbringen. Ihr neuester Auftrag führt sie ins Naturkundemuseum. Dummerweise „stolpert“ sie mal wieder über einen Toten. Während ihrer Recherchen zum nächsten Artikel kommt einer der Kuratoren ums Leben, erschlagen mit einem Feuerstein und aufgefunden zwischen Dinosaurierknochen. Daisys Verlobter, Chief Inspector Alec Fletcher, hofft auch dieses Mal vergeblich, dass Daisy sich aus den Ermittlungen heraushält – Daisy kommt mit ihren eigenen Methoden dem Täter und dem Motiv auf die Spur. Dabei begegnet sie allerlei spannenden und skurrilen Persönlichkeiten. 

Wie ich inzwischen herausgefunden habe, hat Carola Dunn eine ganze Reihe um die kriminalisierende Daisy Dalrymple geschrieben. Ich bin gerade dabei mir die anderen Bände als Hörbücher anzuhören. Dieser Band ist mir von meiner Vize-Chefin empfohlen worden, da es sich um einen Museums- oder Kunstkrimi handelt. Wenn ihr mal Zeit habt, in Konstanz seid (und natürlich es wieder möglich ist), geht in den Kunstkrimiabend der Städtischen Wessenberg-Galerie Konstanz und holt euch spannende Krimitipps, die irgendwas mit Kunst oder Museen zu tun haben. Als dieser Krimi vorgestellt wurde, hat mich die Geschichte sofort angesprochen und ich wollte das Buch lesen – und es hat mir einige rätselhafte und vergnügliche Lesestunden gebracht. 

Die Personen sind liebevoll und sympathisch geschaffen und ziehen einen sofort in ihr Leben und Handeln hinein. Daisy wird als eigenständige und selbstbewusste Frau gezeigt, die – für damalige Zeit und ihren Stand als Adlige ungewöhnlich – ihren Lebensunterhalt selbst bestreitet. Sie wohnt mit ihrer Freundin Lucy in einer WG und ist mit Alec Fletcher verlobt. Alec ist ebenfalls als sympathisch, freundlich, liebevoll und ehrgeizig wiedergeben. Einerseits ist er stolz auf seine selbstständige Verlobte, aber andererseits macht er sich Sorgen, wenn sie in seinen Angelegenheiten rumschnüffelt und eigentlich ist das doch auch nicht unbedingt was für sie. Aber er muss zugeben, dass Daisy doch kriminialistisches Gespür hat. Seargent Tring, der Assistent von Alec, arbeitet gern auch mal mit Daisy zusammen und ist mir eine der liebsten Figuren geworden. 

Das Personal des Naturkundemuseums ist vielfältig und wird gut eingeführt, viele können als Täter infrage kommen – sodass man ne Weile im Dunkeln tappt. Alle haben was zu verbergen und irgendwie ein mögliches Motiv, sind teilweise herrlich englisch-skurril und museumsmäßig-nerdig (nicht so weit hergeholt), dass ich teilweise sehr schmunzeln musste. Die naturkundlichen Ausführungen waren mir manchmal ein wenig zu viel, da sie nicht unbedingt wichtig sind für die Geschichte, aber sie sind natürlich notwendig, um die Atmosphäre zu beschreiben. Was mich ein wenig durcheinander gebracht hat, waren die vielen Namen, da nicht nur Assistenten und Kuratoren, sondern auch noch das Sicherheitspersonal mit Namen und Eigenheiten präsentiert werden. 

Vom Naturkundemuseum bekommt man beim Lesen einen guten Eindruck, da es sehr anschaulich vorgestellt wird, so einen ungefähren Grundriss hat man dann im Kopf. Die schrägste Figur ist sicher der Großherzog, von dem bis zum Ende nicht klar wird, ob er schuldig ist oder nicht. 

Die privaten Plänkeleien zwischen Daisy und Lucy sind amüsante WG-Geschichten, wenn man selbst mal in einer WG gelebt hat, dann fühlt man sich dort gleich wohl. Erstaunt hat mich, dass die Liebesgeschichte zwischen Alec und Daisy nur am Rande Raum einnimmt in der Geschichte. Anders als in anderen Kriminalromanen, die in dieser Zeit spielen, wird die Beziehung der beiden – zumindest in diesem Band – nicht breitgetreten. Mir gefällt der süssliche Name Daisy nicht unbedingt, ich finde er passt nicht wirklich zu dieser toughen und selbstbewussten Frau, die wir in der Geschichte begleiten. 

Als großer Krimi- und Londonfan hat mir die Geschichte sehr gefallen und ich habe sie sehr gern gelesen. Die Ermittler sind sympathische Figuren, die man gern begleitet und der Plot ist logisch aufgebaut. Das Motiv war dann doch ein wenig überraschend, aber innerhalb der Geschichte durchaus logisch. 

Wenn ihr euch also ein bisschen nach London (des 20. Jahrhunderts) träumen wollt, gemütlich vom Sofa aus auf Verbrecherjagd gehen wollt, dann ist dieser Cozy Crime eine große Empfehlung. Für mich war das sicher nicht der letzte Band um Daisy und Alec, den ich gelesen habe.