Flaschenpost: Wiesbaden und Mainz

Wiesbaden kannte ich bisher nur von Fotos und aus der Fernsehserie „Der Staatsanwalt“. Alles, was ich bisher gesehen hatte, fand ich sehr schön, und so beschloss ich ein paar Tage nach Wiesbaden zu fahren. Zu einem „Kultururlaub“ wie es meine Mama nannte, denn wir waren sowohl im Theater als auch in der Oper. Ich bin mit dem Zug gefahren und es hat alles gut geklappt. 

Unser Hotel

Ich habe im Internet ein bisschen recherchiert und ein Hotel gesucht, das zentral gelegen ist und nicht zu teuer. Da wir zweimal abends ins Staatstheater wollten und die beiden Vorstellungen jeweils länger gingen, war auch die Nähe zum Theater ein Faktor. Ich habe das Hotel Drei Lilien gefunden, auf das alle Kriterien zutrafen. Das Hotel Drei Lilien befindet sich in der Spiegelgasse 3 und ist ein inhabergeführtes Hotel. Es ist zentral gelegen, zum Theater braucht man nur fünf Minuten, zum Marktplatz vielleicht zehn. Da das Hotel in einer Seitenstrasse liegt, ist es auch sehr ruhig. In der Umgebung gibt es genügend Restaurants und Cafés. Das Hotel Drei Lilien in Wiesbaden kann ich euch für einen Städtetrip sehr empfehlen. Es befindet sich in einem alten Haus, sodass man zur Rezeption erstmal in den ersten Stock steigen muss. Insgesamt gibt es nur 15 Zimmer im Hotel und jedes Hotel hat ein anderes Aussehen. Wir hatten das „englische Landhauszimmer“ (so würde ich es zumindest mal betiteln). Es war geräumig und hat ein komplett renoviertes Bad. Wie immer im Hotel fehlten mir im Bad noch die eine oder andere Ablagemöglichkeit, aber sonst gibt es nichts zu mäkeln. 

Ihr könnt im Hotel auch ein Frühstück mitbuchen, da wir aber nicht so die Frühstücker sind, lohnt es sich für uns meist nicht, und so sind meine Mama und ich morgens auf einen Kaffee und ein Croissant (für meine Mama) und Macarons (für mich) ins Café „Maison du Pain“, das um die Ecke war. Es gibt dort auch Frühstück, aber wir haben meist nur diese Kleinigkeiten gegessen und leckeren Kaffee getrunken. 

Essen

Getreidefrei oder gleich glutenfrei zu essen, ist in Wiesbaden kaum ein Problem. Ich habe fast überall was zu essen gefunden – kleiner Disclaimer: ich habe keine Zöliakie, sondern eine Unverträglichkeit. Bei mir ist es also nicht so schlimm, wenn Spuren von Getreide im Essen sein sollten. 

Ich bin ein großer Fan der Restaurant-Kette „Hans im Glück“, weil mir das Essen schmeckt und weil es möglich ist, den Burger ohne Brot zu bestellen. Auch ein Vapiano war in der Nähe, sodass ich auch Pizza essen war. 

Kultur

Ich wollte unbedingt die Ausstellung im Museum Wiesbaden über „Harald Sohlberg“ sehen. Das ist ein norwegischer Maler, der zum ersten Mal eine große Ausstellung außerhalb Norwegens bekam. Die Ausstellung ist Teil des Kulturprogramms, das Norwegen im Rahmen der Buchmesse auf die Beine gestellt hat, deren Gastland Norwegen dieses Jahr ist. Die Ausstellung befand sich in ca. 5 Räumen des Museums und zeigte die tollen Bilder Sohlbergs. Man kann so richtig nach Norwegen reisen, wenn man die Bilder anguckt – die Stimmungen, Landschaften und Lichtverhältnisse. Dieser Künstler ist definitiv eine Entdeckung.

Am ersten Abend waren wir im Staatstheater und haben uns ein Theaterstück angeguckt. Die Inszenierung „Tyll“ hat als Vorlage den gleichnamigen Roman von Daniel Kehlmann. Es geht um die Geschichte von Till Eulenspiegel, die Kehlmann in die Zeit des 30-jährigen Krieges verlegt. Ich fand das Stück toll inszeniert und es war spannend zuzugucken, aber die Geschichte war mir ein wenig zu wirr. Und wieso die Jesuiten plötzlich für die Inquisition zuständig waren, war mir schleierhaft. 

Am zweiten Abend haben wir uns dort die Oper „Die Zauberflöte“ angeschaut. Das war das erste Mal, dass ich eine Oper gesehen habe und ich war wirklich verzaubert. Es war eine sehr schöne Inszenierung und ich denke, ich schaue mir sicher irgendwann wieder mal eine Oper an. 

Am Samstag sind wir mit dem Zug nach Mainz gefahren, was nur ca. 30 Minuten Fahrzeit sind. Ich war mal als kleines Kind in Mainz, weil meine Eltern jemanden kannten, der beim ZDF gearbeitet hat. Aber an Stadtbesuche kann ich mich nicht mehr erinnern. Daher war ich neugierig auf Mainz. Wir sind erst den Berg zu St. Stephan hochgestiefelt, weil wir dachten da sei auch der Dom irgendwo. Da in der Kirche dann eine Hochzeit war, war es gut, dass wir zuerst in St. Stephan waren, denn die Kirche wurde später geschlossen. So konnten wir noch einen Blick auf die Chagall-Fenster werfen, bevor wir den Weg zum Dom fanden. Das alte Bistum Konstanz, das heute nicht mehr existiert, war ein Suffragan von Mainz, insofern gibt es auch direkte Verbindungen zwischen der Bodenseestadt und Mainz. Ich war sehr beeindruckt von der Größe des Doms. Es war unglaublich viel los und um den Dom tobte der Wochenmarkt, daher hatte ich nicht wirklich die Muße zur Besichtigung, aber ich habe mir zwei Grabdenkmäler genauer angesehen, die ich in meiner Magisterarbeit als Vergleichsbeispiele aufgenommen hatte, und die ich bisher nur von Fotos kannte. Ja, ich weiß, das ist für die meisten Leute ein seltsames Forschungsfeld. 

Außerdem hatte ich im Internet gelesen, dass es ein kleines Touristen-“Züglein“ in Wiesbaden gibt, das einen durchs Villenviertel fährt. Den wollte ich unbedingt nehmen und mir die Erklärungen anhören. Durch die mehr als schlechte Organisation wären wir fast nicht in den Zug reingekommen, und fuhren dann eingequetscht mit einer Reisegruppe die Stunde durch das Villenviertel. Es war insgesamt eine interessante Fahrt und man musste so nicht durch die Hügel laufen, aber leider hat man nicht wirklich viel gesehen, weil der Zug so vollgestopft war, dass man kaum aus dem Fenster sehen konnte. Aber die Infos, die während der Fahrt erzählt wurden, waren sehr informativ. An der Organisation der Fahrt sollte aber dringend gearbeitet werden. Es ist nicht wirklich sinnvoll Karte um Karte zu verkaufen, wenn insgesamt nur ca. 50 Personen in diesen Zug passen. Und für Reisegruppen sollte eine extra gebuchte Tour starten. Wir waren schon in der Nebensaison unterwegs, ich möchte nicht wissen wie chaotisch es in der Hauptsaison ist. 

Auch wenn wir nur einen kleinen Einblick in die Innenstädte von Wiesbaden und Mainz bekommen haben, war es eine sehr schöne Reise. Wir haben auch wirklich Urlaub gemacht, uns durch die Stadt treiben lassen, waren Kaffee trinken und haben die Kulturmöglichkeiten genossen. Gerade Wiesbaden fand ich beeindruckend und wunderschön – eine Stadt, in der ich mir durchaus vorstellen kann mal zu leben. Und eine Stadt, in der ich hoffentlich mal wieder Gast sein kann.