Miss Guggenheim – Sie lebte die Liebe und veränderte die Welt der Kunst (Leah Hayden)

Peggy Guggenheims bewegtes Leben, zumindest einige Jahre ihres spannenden Lebens, stehen im Mittelpunkt dieser Geschichte. Der Plott beginnt im Frankreich des 2. Weltkriegs, in der Zeit, in der Peggy sehnsüchtig darauf wartet endlich in ihre Heimat Amerika fliehen zu können. Gemeinsam mit ihrer Familie (Ex-Mann Laurence und den beiden Kindern), ihrer Kunstsammlung und dem Maler Max Ernst wartet sie darauf, endlich in Sicherheit zu sein. In dieser Zeit beginnt auch ihre Romanze zu Max Ernst, einem eigensinnigen Maler, der es vor allem ihr zu verdanken hat, dass er in die USA kommt. Gemeinsam starten sie ein neues Leben in New York, wo Peggy eine eigene Galerie eröffnet. Die Beziehung zu Max Ernst ist geprägt von Leidenschaft, Verletzungen, Ungleichheiten und Kunst. Doch Max zieht es schon bald zu einer anderen Frau und Peggy muss damit klarkommen, dass er sie verlässt…

Was erstmal wie eine Liebs-Schmonzette mit Kunsthintergrund wirkt, ist ein schön geschriebener Roman, in dessen Mittelpunkt das Leben von Peggy Guggenheim in den Jahren 1941-43 in New York steht. Immer wieder werden Kapitel dazwischengeschaltet, die Peggy in den 50er Jahren in Venedig zeigen. Der Schauplatz-Wechsel ist immer gut durch die Überschriften (ich liebe die Schriftart!) erkennbar, sodass man als LeserIn sofort weiß, wo man sich befindet. Man begleitet eine zielstrebige Frau mit Geschäftssinn auf ihrem Weg durch die Kunstwelt. Wo sie immer wieder als Rebellin gesehen wird, als Neuentdeckerin, über die einige die Köpfe schütteln. Und doch hat sie immer Erfolg mit ihren Unternehmungen. 

Natürlich handelt es sich nicht um eine Biographie, aber die Geschichte hangelt sich schon an wichtigen Eckpunkten aus dem Leben von Peggy Guggenheim entlang und setzt die Künstler in ihre Umgebung, mit denen sie regelmäßig Kontakt hatte und Freundschaften pflegte. Peggy Guggenheim tritt einem aber auch als Frau entgegen, die mit ihrer Schüchternheit und ihren Zweifeln zu kämpfen hat, das wiederum macht sie sehr sympathisch und bodenständig. Man würde gerne mal einen Kaffee trinken gehen oder aufs Wasser schauen. 

Ihre wunderbar beschriebene Galerie in New York hätte ich ja zu gerne mal besucht, die klingt einfach fantastisch – ich möchte, dass Museen genau so aussehen wie sie hier gezeigt werden. 

Schön herausgearbeitet wurde dieser krasse Kontrast zwischen den Kriegszuständen in Europa und dem relativ unbeschwerten Leben in den USA. Dort geht das Leben erstmal fast unbeeinträchtigt weiter, auch wenn man natürlich immer die Kriegsereignisse im Hinterkopf hat. 

Den Untertitel finde ich etwas schwülstig, das hätte der Roman überhaupt nicht nötig.

Peggy Guggenheim – Kunstentdeckerin & Galeristin – zählte sich selbst zu den „armen“ Guggenheims und nutzte ihr Geld, ihren Einfluss und den Namen ihrer Familie, um sich einen Namen in der Kunstwelt zu machen. Das klingt alles berechnend, aber eigentlich war Peggy eine richtige Kunstenthusiastin, getrieben von unbändiger Neugier, dem Willen Neues zu entdecken und die Kunstwelt voranzutreiben. Und das gelang ihr. Ihre beeindruckende Sammlung kann man heute in Venedig besichtigen.