Maria und das Ding mit dem Reinheitsgebot (Florian Herb)*

Vielen lieben Dank für das Rezensionsexemplar.

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© Ullstein

Vor langer Zeit zog Maria aus ihrem kleinen Heimatort Ried im Allgäu ins mondäne Hamburg. Während sie dabei ist ihr Leben und ihre Ehe zu hinterfragen, passieren dramatische Ereignisse in Ried. Ihr Vater, der Grantler Alois Gschwend, ist der örtliche Brauer und steckt schon seit Ewigkeiten in einer tiefen Krise: Seine Frau hat ihn für einen italienischen Vertreter verlassen und beide Kinder sind in die Großstadt geflüchtet. Als wäre das nicht schon genug, hetzt ihm jemand das Finanzamt auf den Hals. Und da reicht´s Alois, er stellt das Brennen ein. Was für eine Katastrophe für den kleinen Ort! Denn es steht das 700-jährige Dorfjubiläum an, da kann doch das Bier für die Feier nicht vom Nachbarort eingekauft werden – zumal es dort nur eine Schickimickibrauerei gibt und doch der Ministerpräsident zum Jubiläum kommt. Also machen sich die Landfrauen auf die Reise nach Hamburg, um Tochter Maria nach Hause zu holen. Sie soll die Brauerei und damit auch das Jubiläum retten. Währenddessen schmiedet Alois eigene Pläne…

Meine Meinung:

Nachdem ich schon „Der Tag, an dem Lotto-Klara in mein Taxi stieg“ lesen durfte, freute ich mich auf die neue Geschichte von Florian Herb. Und ich wurde nicht enttäuscht. Es ist kein Schenkelklopferbuch, aber es lebt vom feinen Humor, der durch die einzigartigen und leicht skurrilen Figuren entsteht, die alles daransetzen das 700-jährige Jubiläum zu retten. Jedem im Dorf kommt dabei eine andere Aufgabe zu und im Endefekt sind es alle, die die Brauerei retten, wenn auch Maria den Ton angibt.

Sehr schnell ist man Teil der Dorfgesellschaft und man leider richtig mit den Figuren mit, wenn es mal wieder nicht so läuft wie es soll. Die Ereignisse in Hamburg sind etwas distanzierter dargestellt, was für mich Sinn ergab, denn Maria fühlt sich mehr und mehr fehl am Platz in der High Society von Hamburg. Und doch kommt von dort schließlich Hilfe aus einer unerwarteten Richtung. Im Dorf Ried ist die eigentliche Herrscherin die Bürgermeistersgattin, die alles im Blick behält und rechtzeitig eingreift bevor alles aus dem Ruder laufen kann. Die beiden Hauptfiguren Alois und Maria sind fein gezeichnet und jeder auf seine Weise sympathisch, jedoch mit Ecken und Kanten. Besonders Alois´ Willen sein Leben zu ändern, fand ich beeindruckend. Im Laufe der Zeit raufen Vater und Tochter sich zusammen und schließlich erfährt Maria auch das Geheimnis hinter dem Reinheitsgebot des speziellen Rieder Bieres. Als Leser taucht man tief ein in die Geschichte und möchte wissen, ob Alois seinen Plan umsetzen kann, denn für ihn geht es um viel mehr als nur die Rettung der Familienbrauerei.

Eine schöne Geschichte mit liebevollen Figuren und amüsanten Szenen. Kein Buch, das zum Brüllen komisch ist, aber bei dem man immer wieder Schmunzeln muss. Ein leises Buch, das auch aktuelle Strömungen aufgreift und ein wunderbares Beispiel für Integration gibt, natürlich immer mit einem Augenzwinkern. Diese Geschichte lohnt sich zu lesen und bietet vergnügliche Lesestunden.

Auf dem Cover ist eine Frau im Dirndl mit einer Maß Bier zu sehen, die auf einem kleinen Ruderboot steht und von den Weiten des Wassers hinterfangen wird. Umgeben ist sie von einem Blüten-Hopfen-Regen in Pastellfarben. Dirndl und Bier deuten auf den Allgäu-Teil der Geschichte hin, während das Wasser wohl eher für Hamburg spricht und andeutet, dass Maria Hamburg und das Wasser zugunsten der Berge und ihrer Zukunft in der Heimat hinter sich lässt. Der Titel deutet schon daraufhin, dass die Besonderheit des Rieder Bieres in der Modifikation des Reinheitsgebots liegt und ist sehr passend gewählt.