Liebe und Marillenknödel (Emma Sternberg)

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© RandomHouse – Heyne

Der Titel lässt schon eher leichte Unterhaltung vermuten 🙂 Und so isses auch.

Sophie von Hardenberg hat grad ’ne ganz schlechte Phase: ihr wurde gekündigt und sie wurde durch eine blonde Oxford-Absolventin ersetzt, vom treulosen Typen hat sie sich getrennt und als sie nach durchzechter Nacht aufwacht, liegt neben ihr ein Kerl, dessen Namen sie nicht kennt. Sie weiß nur noch, dass sie sich in der Kneipe über die Länge seiner Nase (ich sag nur „Johannes“, den Rest könnt ihr euch denken) lustig gemacht hat. Als dann auch noch das Telefon klingelt und ihre Mutter dran ist, um ihr zu sagen, dass Großtante Johanna gestorben ist, läuft das Fass über. 
Sophie schmeisst den Namenlosen ziemlich rüde aus der Wohnung und erfährt kurze Zeit später, dass sie die Almhütte von Tante Johanna geerbt hat. Weil Sophie die einzige sei, die die geliebte Hütte nicht zu Geld machen würde. Der Rest der matriarchalischen von-Hardenberg-Sippe schielt schon nach dem Gewinn, den ein Verkauf bringen würde. Vorallem die ach so erfolgreichen Super-Anwältinnen-Cousinen Lydia und Helena drängen Sophie geradezu den Klotz am Bein loszuwerden. 
Doch Sophie fühlt sich ihrer Großtante verbunden, sind sie doch beide die vermeintlich schwarzen Schafe der Familie. Sophie weil sie nicht so erfolgreich und gut verheiratet ist wie ihre Cousinen und Johanna, weil sie es wagte das schicke Hamburg gegen eine Almhütte in Südtirol einzutauschen.
Da Sophie nichts mehr in Hamburg hält und sie einen Tapetenwechsel vertragen kann, fährt sie ziemlich blauäugig nach Südtirol, wo sie eine abgewirtschaftete Almhütte vorfindet. Der Hausmeister und seine Frau, das Zimmermädchen, sabotieren wo sie nur können und es kommt noch schlimmer: Gianni, der Koch, ist plötzlich verschwunden! 
Da Sophie unter Kochen das Aufwärmen von Fertigessen versteht, hat sie ein großes Problem. Bis ihr Sarah, gute Freundin und ihres Zeichens Spitzenköchin in einem Hamburger Sternerestaurant, hilft, indem sie einen Koch vorbei schickt, der erstens wieder zurück in die südtirolerische Heimat will und zweitens grade keinen Job hat, da das schicke Hamburger Restaurant pleite gemacht hat, in dem er gearbeitet hatte. Kurz nach dem Telefonat mit Sarah steht der neue Koch auch schon vor ihr. Sophie und der Koch kriegen den Schreck ihres Lebens – der neue Koch ist der Namenlose (er heißt übrigens Nick). Von da an wendet sich natürlich das Schicksal. Denn Sophie kriegt nicht nur Hilfe durch ’nen erstklassigen Koch, sondern auch durch weitere Freundinnen, die über die Almhütte in einer Architekturzeitschrift (unbekanntes Stück eines Meisterarchitekten)  berichten und sie so zu einem Geheimtipp machen.
 

Alles in allem eine nette Lektüre fürs Sofa oder den Strandkorb. Es ist luftig geschrieben, man kann das Buch gut lesen. Die Geschichte ist natürlich vorhersehbar, aber trotzdem gut konstruiert. Mir war erst recht spät klar, wer die eigentlichen Drahtzieher hinter der ganzen Sabotage waren. Und wie Sophie diejenigen am Ende überführt, ist schon witzig zu lesen. Außerdem rächt sie sich natürlich noch am untreuen, weil sexsüchtigen Ex. Selbstverständlich braucht es auch noch ein kleines Missverständnis zwischen Sophie und Nick, das meiner Meinung jedoch ein bisschen zu kurz erzählt wird. Das hätte man vielleicht schon früher auftauchen lassen sollen, denn so wird es auf den letzten paar Seiten aufgenommen und auch gleich wieder aufgelöst. Generell finde ich, dass die Auflösung der ganzen Sache etwas schnell abgehandelt wird. Schwupps ist die Geschichte zu einem guten Ende geführt (wenn ich das jetzt sage, habe ich nicht zu viel verraten, das kann man sich ja beim Buchtitel schon denken), nachdem es vorher ewig dauert bis man zu diesem Punkt kommt. Dann fährt Sophie kurz mal eben nach Hamburg und alles ist gelöst. Am Anfang, als Sophie auf der Almhütte ist, hab ich mich manchmal ein bisschen über sie geärgert, weil man sofort merkt, dass Hausmeister Jirgel sie ziemlich verarscht und sie voll drauf reinfällt, aber gut, das gehört halt dazu. Aufgefallen ist mir, dass die Autorin wieder ein problematisches Mutter-Tochter-Verhältnis konstruiert hat, so wie auch schon bei der „Breznkönigin“, allerdings ist die Mutter hier echt richtig herrlich versnobbt. 

 
Ich finde, es ist ein lesenswertes Buch zum Entspannen und Abschalten. Die Autorin hätte vielleicht noch das Rezept für Marillenknödel und andere Speisen, die auf der Hütte so serviert werden, anhängen können. Denn teilweise wird genauestens erklärt, was es zu essen gibt, und das hört sich doch alles lecker an. Auch das Cover passt ganz gut zum Buch und verspricht Almhüttenidylle und Happy-End. Also, lesen!
Liebe Grüße

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