Ich bin dann mal ganz anders (Jennifer Schreiner)*

Vielen lieben Dank für das Rezensionsexemplar.

Inhalt:

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© ProTalk Verlag

Anna ist liebenswert und ein bisschen chaotisch. Sie lebt noch bei ihrer Mutter und hat es noch nicht geschafft ihr Studium zu beenden. Das alles wäre an sich nicht so schlimm für Anna, wenn sie sich nicht dauernd mit ihrer perfekten Schwester Sabine messen würde und ihre Mutter nicht ständig den passenden Mann anschleppen würde – leider haben Mutter und Tochter nicht dieselbe Vorstellung von „passend“. Auf einer Familienfeier eskaliert die Situation und Anna beschließt: „Ein neues Leben muss her!“… Oder besser gesagt, drei neue Leben…

Persönliche Meinung:

Die Geschichte hat mir grundsätzlich ganz gut gefallen, ich lese ja gerne auch Frauenromane oder Chicklit. Die Idee, dass Anna sich für jeden Bereich ihres Lebens eine eigene Identität schafft, fand ich sehr witzig und sie kommt so auch immer wieder in lustige Situationen, die sie dank einiger neuer Freunde glimpflich übersteht. Ihre WG, in die sie einzieht, ist wirklich sehr hilfreich, weil sehr kreativ. Diese Menschen, die sie dort trifft, nehmen sie so wie sie ist und unterstützen sie mit Aktionen aber auch Tipps und Ideen. Besonders Mathilda, ihre „Ziehtochter“ hat mir besonders gut gefallen, sie ist zwar teilweise ein bisschen neunmalklug, aber hält Anna gern mal den Spiegel vor die Nase und ist ihr eigentlich sehr ähnlich, sie möchte auch einfach nur jemanden haben, der sie so lieb hat wie sie ist.

Anna kommt sehr sympathisch und liebenswert daher, ein wenig chaotisch und verplant und weiß eigentlich nicht ganz was sie vom Leben will ,daher fühlt sie sich auf der Uni auch ganz gut aufgehoben und scheut ein bisschen das richtige Leben. Als Leser kann man schnell einen Draht zu ihr aufbauen und begleitet sie gern. Doch – wie bei vielen Büchern dieses Genres – war mir Anna zu übertrieben chaotisch und unbeholfen. Ich fand es etwas unglaubwürdig, dass ihr plötzlich alles gelingt, nur weil sie grade ne blonde oder ne brünette Perücke anhat und alle in ihr auf einmal etwas anders sehen und ihre Familie sie plötzlich ernst nimmt. Auch betont sie andauernd, dass sie sich eigentlich gar nicht ändern will, weil sie sich eigentlich so mag wie sie ist, und dass sie sich als Rothaarige viel lieber mag. Wenn man so eine Einstellung hat, dann braucht man eigentlich das Spiel mit den anderen Haarfarben nicht, um herauszufinden wer man ist. Aber gut, sonst hätte das Buch nicht funktioniert.

Annas Uniproblem wird meiner Meinung nach etwas zu schnell gelöst und auch recht unkonventionell, hier kam es mir so vor als wollte die Autorin das Problem schnell lösen um Anna endlich aus der Uni rauszuhaben, da wäre es vielleicht auch etwas realistischer gegangen. Meiner Erfahrung in der Uni nach hätte sie so vorbereitet keine Magisterprüfung geschafft – oder ich kenne die falschen Profs 🙂

Das Ende kam mir ein bisschen zu plötzlich, da hätten der Geschichte noch ein paar Seiten mehr Auflösung mit Erklärung besser getan.

Den Untertitel „Bridget Jones für Fortgeschrittene“ fand ich völlig überflüssig. Denn erstens finde ich den Vergleich zu den erfolgreichen Filmen/Büchern zu abgedroschen, es gibt zwar durchaus Parallelen zwischen den Figuren, aber Anna ist kein bisschen fortgeschrittener als Bridget, und zweitens finde ich hat die Geschichte diese Anbiederung überhaupt nicht nötig. Denn der Autorin ist durchaus ein sehr amüsanter Roman für zwischendurch gelungen, der sympathische überzeugende Figuren präsentiert und für einige Lacher sorgt. Daher schaut man auch gern über kleinere Schwächen hinweg, denn man wird bei der Lektüre gut unterhalten.

Cover & Titel:

Das Cover ist sehr schlicht und zeigt auf weißem Grund den Titel „Ich bin dann mal ganz anders“ in verschiedenen Schriften. Ein pinker Putto zieht mit Pfeil und Bogen am oberen rechten Rand auf den Namen der Autorin, dessen Buchstaben gerade umfallen oder schon liegen, was ich ein sehr süßes und kreatives Detail finde. Die verschiedenen Schrifttypen des Titels deuten wohl die Zerrissenheit und den Wunsch nach Veränderung der Protagonistin an und zeigen ihre Suche nach sich selbst. Wer hat nicht schon mal versucht sich selbst zu verändern und ein bisschen mit seiner Schrift experimentiert?!

Das Cover passt also sehr schön zum Inhalt der Geschichte. Auch der Titel selbst ist gut gewählt, da Anna ja zu Beginn der Geschichte beschließt, dass sie jetzt ganz anders sein wird, nämlich so wie alle es immer von ihr erwarten.