Waldviertelmorde (Maria Publig)*

Vielen Dank an den Gmeiner-Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars!

 

cover-buch-waldviertelmorde-maria-publig-gmeinerverlagInhalt:

Walli Winzer, einst erfolgreiche PR-Lady in Wien, zieht aufs Land. Sie sucht Ruhe, Abgeschiedenheit und Erholung. Aber natürlich kommt alles anders. In ihrem Haus im Waldviertel nahe Wien holt sie das Chaos schnellt ein, denn der nach aussen so harmlos wirkende Ort ist voller Intrigen. Als dann noch Mord hinzukommt, ist Walli in ihrem Element und beginnt zu ermitteln. 

 

Meine Meinung:

Eine erfolgreiche PR-Lady zieht aus der pulsierenden Stadt aufs Land und sucht im beschaulichen Landleben Ruhe und Erholung. Kommt einem bekannt vor? Ja, erinnert sehr an Agatha Raisin, die von London in die Cotswolds zieht und sich plötzlich mit vielen Morden konfrontiert sieht, die ihre Kreativität bei der Ermittlung herausfordert. Das war das, an was ich gedacht habe, als die Beschreibung des Buches von Maria Publig in mein Email-Fach flatterte. Aber da man die gleiche Geschichte ja auf vielerlei Weise erzählen kann, war ich gespannt wie die Autorin ihre Figur anlegt und die Geschichte verlaufen lässt. 

Ich nehme es gleich vorneweg: es hat mich nicht wirklich überzeugt. Die Ähnlichkeiten zu Agatha Raisin (die ihr sehr liebe ob ihrer Schrulligkeit und Einzigartigkeit) waren für mich zu deutlich: leicht exzentrische PR-Lady zieht auf ihre alten Tage aufs Land, kauft ein abgelegenes Haus, will sich ins Dorfleben integrieren, was natürlich nicht wirklich gut klappt. Plötzlich gibt es ein Verbrechen, das sie irgendwie am Rande betrifft und das sie aufklären will. Ach ja, und dann gibt´s da noch den verdammt gut aussehenden und sexy Tierarzt mit zwielichtigem Verhalten, mit dem sie natürlich anbandelt, weil es der einzige Mann in dieser spiessigen Dorfumgebung ist, der ihr das Wasser reichen kann. Das alles erinnerte mich zu sehr an „Der Tierarzt“. 

Ich war wirklich gespannt auf die Figur und die Geschichte, fand es aber anstrengend zu lesen, weil mich zu vieles, auch einzelne Handlungsstränge, an Agatha Raisin erinnerte. Für LeserInnen, die die Geschichten der Engländerin nicht kennen, ist der Lesegenuss aber sicher vorhanden. 

Maria Publig gelingt es durchaus liebenswerte Dorfbewohner zu erschaffen, die aber leider ein bisschen blass bleiben. Walli selbst fand ich sehr anstrengend und egozentrisch, dass sie andauernd auf Männerfang war, ihr aber keiner gut genug war, wurde irgendwann ein bisschen lächerlich. Sie hält sich für unfassbar klug und anziehend, bleibt für mich aber sehr oberflächlich. 

Die Geschichte tröpfelt eine ganze Weile so vor sich hin ohne dass wirklich viel passiert. Kurz vor Ende wird es dann doch noch spannend, als die Reiter des Reiterhofs beschließen endlich was zu tun und dem Täter selbst eine Falle zu stellen. Und Walli ist immer mittendrin und dabei. Die Beschreibungen des beschaulichen Landlebens und der schönen Umgebung animieren einen sicher mal dort Urlaub zu machen. Für die Geschichte selbst kommt aber der Kontrast zur Metropole Wien ein bisschen zu kurz, da Wien als bisheriger Lebensmittelpunkt von Walli Winzer nicht deutlich genug beschrieben wird. 

Für mich unlogisch war das Sterne-Gourmet-Restaurant im Gestüt. Dass ein Sternerestaurant vor allem von der Landbevölkerung besucht wird, die eigentlich andauernd als bodenständig und „normal“ beschrieben wird, fand ich zumindest ungewöhnlich. Die Gedanken des Dorfpolizisten zeigen einen kleinkarierten, hinterwäldlerischen Jammerlappen, der als Gegenstück zur „Sherlock“-Figur Walli erstaunlich blass bleibt. Er zieht seine Daseinsberechtigung daraus, dass er eine Rolle im Dorf hat und auch mal ein Auge zudrückt, Walli als selbstbewusste Frau kommt ihm da gar nicht recht. Seine Ansichten über Frauen und die Rollenverteilung sind mehr als altmodisch. Oder sollte diese Figur bereits eine Karikatur des klassischen Dorfpolizisten darstellen? Ich weiß es nicht. 

Alle Dorfbewohner finden Walli seltsam, nervig und unsympathisch, aber irgendwie nur weil sie aus der Stadt ist. Das war mir ein bisschen zu wenig als Erklärung, zumal einige andere Damen auch so wirkten als kämen sie aus derselben Schicht wie Walli und leben im Waldviertel, während ihre Männer in Wien das Geld verdienen. Die einzige Figur, die mir gefallen hat, weil sie dreidimensional geschaffen und trotzdem noch mit Geheimnis ausgestattet war, war Harry, der Journalist, der Walli bei ihren Ermittlungen unterstützt. Die einzige Figur, die sie nicht blenden kann. 

 

Fazit:

Für LeserInnen, die die Krimis um Agatha Raisin nicht kennen, ist der Krimi „Waldviertelmorde“ sicher ein interessanter und unterhaltsamer Einstieg in das Genre Cosy Crime. Wenn man Agatha Raisin jedoch kennt, sind die Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen so deutlich, dass die Geschichte ihren Reiz verliert, weil man im Prinzip schon weiß, was passieren wird. Die Beschreibung der Umgebung ist gut gelungen, die Figuren bleiben leider meistens etwas blass. Ich lese sehr gerne die Krimis aus dem Gmeiner-Verlag, aber bei dem hier ist leider meine Lesefreude ein bisschen auf der Strecke geblieben. Wenn ich das Buch nicht als Rezensionsexemplar bekommen hätte, hätte ich es vermutlich nicht fertig gelesen. 

 

Cover: Gmeiner Verlag