Aller Anfang ist Apulien (Kirsten Wulf)

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© KiWi Verlag

Betrachtet man das Cover des Buches, erwartet man eine Sommerromanze mit viel Schmalz und Dolce Vita. Gut, beides bekommt man, aber noch viel mehr. Das Cover des Buches täuscht einen ein bisschen über den Inhalt. Elena, eine Deutschitalienerin, findet an ihrem 40. heraus, dass ihr Mann sie betrügt und packt kurzerhand ihren kleinen Sohn und fährt nach Lecce in Apulien zu ihrem lebenslustigen Onkel Gigi. Gigi ist hocherfreut über ihren Einzug, hat er doch grad Probleme mit seinem Lebensgefährten, einem Opernstar, und ist froh über ein bisschen Abwechslung. Außerdem ist ja auch bald Weihnachten. Zeitgleich taucht in Lecce noch ein weiterer Neuankömmling auf, Michele. Der stolze Römer fährt nach dem Tod seiner Mutter nach Lecce, um mehr über sie und ihr Leben und seine eigenen Wurzeln zu erfahren. Da seine Mutter in Rom ein Restaurant hatte, heuert er bei seinem (anfangs noch unbekannten) Onkel als Kellner an, der aber grade Schwierigkeiten mit der Mafia hat und deshalb eigentlich keinen Kellner brauchen kann. Deshalb zieht Michele ins Hinterzimmer von Gigis Antiquitätenhandel. Elena beginnt mit der Renovierung der Wohnung neben Gigis und lebt sich langsam in Lecce ein, dabei behilflich ist ihr ihre Freundin, eine leicht neurotische und sehr herzliche Frau aus der Upper-Class von Lecce, die mit ihren Beziehungen zu allerlei Persönlichkeiten der Stadt noch als hilfreich erweisen wird. Deren Haushälterin kommt aus Afrika und sorgt sich um ihre Schwester, die illegal nach Italien kam und jetzt verschwunden ist. Zusammen mit Michele sucht die ehemalige Journalistin Elena nach der Afrikanerin und stößt auf einen Menschenhändlerring. Und plötzlich sind Elena und Michele selbst in Gefahr. Außerdem wurde die große Freiluftkrippe des Ortes mutwillig zerstört – wer tut nur so was?!

Das Buch zeigt das Friede-Freude-Eierkuchen-Italien der Reiseprospekte mit Olivenhain und Espresso und verknüpft es mit dem Italien der Gangsterfilme mit Mafia, Menschenhandel und Prostitution. Alles in allem ist es aber ein lustiges Buch mit viel italienischem Lebensgefühl, einem herrlich komischen, sehr italienischen Onkel Gigi, der Mafia und einer Freundin, die immer ihren Willen bekommt. Einer alternden Hure, die schließlich das Geheimnis um Michele lösen kann und einem Kirchenmann, der nicht so fromm ist wie er sich gibt. Außerdem gibt´s natürlich noch einen Commissario, der ebenfalls mehr zu bieten hat, als man auf den ersten Blick meint. Elena entdeckt immer mehr ihre italienische Seite und ihr kleiner Sohn fühlt sich bei Onkel Gigi auch wohl. Und was ist das ein Gefühl, das Elena für Michele hat? Obwohl er doch jünger ist als sie. Und was macht eigentlich der Ex, der sich plötzlich doch wieder auf seine Familie besinnt?
Ein herrliches Buch, um das Grau des Herbstes zu vertreiben und noch einmal ein bisschen Sonne zu tanken.
Eure Ines

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