Das goldene Ei (Donna Leon)

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© Diogenes Verlag

Inhalt:

Ein junger Mann, Davide Cavanella, wird tot aufgefunden. Da er geistig zurückgeblieben war, gehen alle davon aus, dass er die Schlaftabletten seiner Mutter Ana für Bonbons hielt und sich aus Versehen umgebracht hat. Alle im Viertel mochten Davide und allen tat er ein bisschen leid. Er war freundlich, hilfsbereit und gehörte zur Reinigung, in der er arbeitete. Auch die Brunettis kannten ihn, ab und an trug er Paola die gereinigten Sachen nach Hause. Doch kaum einer machte sich wirklich Gedanken über Davide. Und plötzlich ist er tot. Obwohl es sich um keinen Fall für Brunetti handelt, denn es wird festgestellt, dass es kein Mord war, beginnt er sich zu interessieren und forscht nach. Brunetti stellt fest, dass es Davide offiziell nicht gegeben hat. Er hatte keinen Ausweis, keine Krankenkasse, er bezog nie Unterstützung vom Staat und blieb völlig unter dem behördlichen Radar. Als wäre das nicht schon erstaunlich genug, scheint sich seine Mutter Ana nicht wirklich über den Tod zu grämen. Und so wird Brunetti immer neugieriger und dringt immer tiefer in ein jahrzehntealtes Geflecht aus Lügen, Intrigen und Verwirrungen ein. Und was er schließlich über Davide herausfindet, lässt ihn erschüttert zurück.

Meine Meinung:

Gerne bin ich mal wieder in Brunettis Venedig eingetaucht. Für mich ist Venedig eine der schönsten und spannendsten Städte dieser Welt und ich liebe die Reihe um Guido Brunetti. Da ich beim Münchner Krimifestival bei der Lesung von Donna Leon zu diesem Buch war, stand es natürlich auf meiner Leseliste. Wenn ihr jemals die Möglichkeit habt diese Frau zu sehen, dann geht unbedingt hin. Sie ist so grandios lustig und sympathisch. Dieser Fall ist immerhin schon der 22. von Brunetti und wieder einmal schafft es Donna Leon den Leser tief reinzuziehen in die Verwirrungen und Verstrickungen der Serenissima. Wieder einmal geht es um eine Geschichte, die viele Jahrzehnte zuvor begann. Im Vergleich zu Brunetti war mir schnell klar, welches Geheimnis Ana verbirgt und warum ihr Sohn so ist wie er ist. Doch ihr Ausmaß an Gier und Dummheit lässt den Leser schon mit einem mulmigen Gefühl zurück. Die Figuren sind mal wieder grandios gestrickt und jeder spielt ein anderes Spiel um sich selbst möglichst gut zu positionieren.

Paola spielt wieder eine große Rolle in der Geschichte, sie ist es, die Brunetti überhaupt erst zu den Ermittlungen anstiftet. Auch in der Questura tun sich einige Probleme auf, die Brunetti aber vorläufig noch lösen kann. Erstaunlich fand ich, dass Vianello eine viel kleinere Rolle dieses Mal einnimmt, dafür tritt Commissario Griffoni häufiger auf und man erfährt mehr über sie.

Ein sehr leiser Krimi, bei dem es eigentlich nicht den Täter zu ermitteln gilt, sondern dessen Motiv und die Lebensumstände von Davide. Spannend, emotional und auch ein bisschen unheimlich.