Flaschenpost: „Ich bin zu alt für Tütensuppen“ – Antwerpen – Exkursion

Ich habe eine Exkursions-Hand, die in bestimmten Situationen völlig selbstständig handelt. Im Alltag ist das meine linke oder rechte Hand, aber wenn der Professor ein interessantes Reiseziel ausspricht, wohin er eine Exkursion machen möchte, dann reagiert die Exkursions-Hand völlig von selbst und meldet mich zur Exkursion an. Nachdem ich längere Zeit jetzt die Hand unter Kontrolle hatte, meldete sie mich vor einigen Monaten zu einer Vorweihnachts-Exkursion rund um Antwerpen an. So kam es also, dass ich vom 15. – 18. Dezember in Belgien unterwegs war. Der Prof wird auch älter und damit altersmilde, sodass wir nicht mehr von 7h bis 22h durchgehend unterwegs sind, weshalb man nicht den Reisewasserkocher und die Tütensuppen einpacken muss. Früher (und ich habe schon die abgespeckte Version erlebt) hatte man keine Zeit irgendwo etwas einzukaufen, weshalb Essen und Trinken für alle Tage eingepackt wurden und man so abends von allem lebte, was durch Hinzugießen von heißem Wasser essbar wurde. Da die Billighotels (sonst wären Exkursionen noch teurer als sie ohnehin sind) immer in irgendwelchen Industriegebieten lagen und liegen, wird das mit dem Essen gehen abends nämlich echt schwer. 

Aber wie gesagt, er wurde ja altersmilde (und wir zu alt für Tütensuppen) und deshalb gibt´s jetzt die Möglichkeit abends Pizza ins Hotel bestellen zu lassen oder mit dem Auto ins nächste Dorf zu fahren, um dort was zu essen.

Wir fuhren also um 7h von Freiburg los in Richtung Belgien, der erste Halt war Namur, wo wir durch die Stadt liefen auf der Suche nach dem Archäologischen Museum, um dann zum Kunstmuseum zu kommen und schließlich noch das Museum Rops zu besichtigen. Ein kruzer Zwischenstopp in Floreffe, einem ehemaligen Prämonstratenserkloster, bei dem die Kirche leider geschlossen war, weil ein Theaterstück geprobt wurde und außerdem schon Winter ist. Dann sollte es nach Nivelles gehen, wo – oh Wunder – ein Weihnachtsmarkt um die Kirche war. Da am Sonntag Abend – ebenfalls oh Wunder – der ein oder andere Einwohner sich dorthin begab („Was machen die Leute nur auf diesen Floh – äh Weihnachtsmärkten?! Haben die nix zu tun?!“, fragte der Professor), hatten wir keine Chance auf einen Parkplatz und wir verließen den Ort unverrichteter Dinge. Was hinterher gesehen nicht so schlimm war, da die Kirche eh um 17h schon geschlossen wurde und wir also vor verschlossenen Türen gestanden wären…Also fuhren wir direkt ins Hotel in Antwerpen. Untergebracht waren wir im IbisBudget im Hafengebiet, also ziemlich am Arsch der Welt.

Am nächsten Tag ging´s dann rein nach Antwerpen, wo wir einen Stadtrundgang gemacht haben, das Rathaus, verschiedenen Patrizierhäuser, einen Brunnen und die Kathedrale besichtigt haben. Und dann noch das Fleischerhaus, die Jakobskirche und die Paulskirche, die leider auch zu war. Nach nem Tag in der Stadt waren wir – für uns völlig überraschend – schon um 18.30h im Hotel. 

Am Dienstag fuhren wir wieder rein in die Stadt, um das Museum Plantin-Moretus zu besichtigen. Das Museum zeigt in Originalräumen eine alte Druckerei der Familien Plantin und Moretus. Das Museum lohnt sich wirklich. Kurz darauf standen wir vor dem Museum Mayer van den Bergen, doch leider informierte uns ein weißer Zettel, dass das Museum wegen eines Wasserschadens nicht besichtigt werden kann. Das nächste Museum, das angesteuert wurde, war das Rubenshuis, das Wohnhaus von Peter Paul Rubens. Da war dann mal auf 🙂 Mittags fuhren wir nach Gent, um im Kunstmuseum den Restauratoren hinter einer Glasscheibe (war ein bisschen wie im Zoo :-)) bei der Arbeit am Genter Altar zuzugucken. Andere Teile des Altars stehen noch bzw. wieder in der Genter Kathedrale, wo man sie ansehen kann – aber leider nur bis 16h und es war schon 16.30h, weshalb man uns nicht in die Kapelle ließ – also nur kurz unter der Absperrung durchspickeln. Da die Kirche um 17h komplett geschlossen wurde, gab´s noch einen Stadtrundgang im Dunkeln. Die Häuser werden sehr schön beleuchtet und ich muss sagen, dass Gent die einzige der Städte ist, die ich wieder besuchen würde. Die anderen haben mir nicht so wirklich gefallen. 

Mittwoch traten wird dann um 7.30h die Heimreise an und machten noch einen kurzen Stopp Mechelen. Leider ist die Kirche mittwochs geschlossen und alles andere war noch zu, weil wir so früh da waren, weshalb wir wieder einen Stadtrundgang machten und uns das Palais der Margaret of York von außen ansahen. Auf der anderen Straßenseite ist das Palais der Margarete von Österreich, wo heute das Amtsgericht drin ist. Dort wurde schon gearbeitet, weshalb wir in den Innenhof kamen und einmal kurz ins Treppenhaus gucken durften. Dann ging´s doch nochmal kurz nach Nivelles. Dieses Mal war die Kirche offen 🙂 Um die Reste des Getruden-Schreins, der mal in der Kirche war, anzugucken, begaben wir uns auf eine Odysee durch Nivelles (allerdings ist die Stadt nicht sehr groß, aber der Weg kann lang werden, wenn man immer falsch abbiegt…) auf der Suche nach dem Archäologischen Museum (das jetzt Musée comunal heißt). Als wir nach etlichen Ecken endlich dort waren, erklärte uns eine nette Dame, dass wir leider falsch sind. Denn der Schrein ist inzwischen im Turm der Kirche, aber nur mit Führung zu besichtigen und die nächste gibt´s erst um 14h (es war 12h – und, erratet ihr was passiert?! genau, das Museum schloss natürlich um 12h…). Also fuhren wir zurück nach Freiburg, wo wir gegen 19h ankamen. Zu einer sehr angenehmen Zeit also 🙂 

 

Alles in allem, muss ich leider sagen, wird Belgien nicht grad mein Lieblingsreiseziel. Außer Gent haben mir die Städte nicht wirklich gefallen. Auffallend war, dass extrem viele Läden und Wohnungen/Häuser leerstehen. Und der belgische Autoverkehr ist eine Sache für sich. Dass bei der lebensgefährlichen Fahrweise, die die Belgier an den Tag legen, nicht mehr Unfälle passieren, ist wirklich erstaunlich.

 

Liebe Grüße
Ines

 

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