Lenauwahn – ein Wiener Kaffeehauskrimi (Hermann Bauer)*

Vielen lieben Dank für das Rezensionsexemplar.

Ein Krimi aus Wien. Worum geht´s?
hermann-bauer-lenauwahn-gmeiner-gruessevomsee
© Gmeiner Verlag

Der pensionierte Lehrer Hannes Langthaler stirbt, sein Neffe Stefan verschwindet vom Leichenschmaus und ist unauffindbar. Drei Jungs strolchen als Mutprobe auf dem Friedhof herum, einer von ihnen findet die Leiche des Lehrers nackt im offenen Sarg liegen. Ein weiterer der drei wird außerhalb des Friedhofs niedergeschlagen und kann sich an nichts mehr erinnern. Die Schwester des Lehrers sucht verzweifelt ihren Sohn, während ihr Mann und der andere Sohn glauben der sei nur mal – wie wohl schonmal – für kurze Zeit untergetaucht. Brigitte Renner, die Schwester des Lehrers und Stefans Mutter, sucht Hilfe beim Oberkellner des Café Heller, Leopold. Der wiederum ist gut befreundet mit Thomas, einem Lehrer der drei Mutprobe-Jungs, und dem Chefinspektor. Leopold will Frau Renner helfen, hat jedoch keinerlei Hinweise. Seltsam findet er nur das Verhalten der anderen Familienmitglieder. Stefans Frau will sich scheiden lassen und macht sich nur Sorgen, ob Stefan zur Scheidung auch wieder auftauchen wird. Fast alle Renners sind Mitglieder im geheimen Club der Lenaubrüder, der von Langthaler gegründet worden war. Diese Mitglieder sind mehr oder weniger fanatische Fans des Dichters Lenau. Oberkellner Leopold hat aber noch ein anderes Problem, seine Chefin Frau Heller kam auf die Idee im Café Kulturabende zu veranstalten. Gleich der erste Abend wird beinahe zur Katastrophe. Nachdem die alternde Diva Gattermann durchgesetzt hat, dass sie als Hauptact auftreten darf, verschwindet ihr Pianist kurz vor dem Auftritt unbemerkt aus dem Café und kehrt nicht mehr zurück. Das kann er auch nicht, denn er wird kurz darauf ermordet vor dem Friedhof aufgefunden, auf dem Langthaler bestattet wurde. Leopold sieht einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen und beginnt zu ermitteln. Denn seiner Meinung nach sind alle in diesem Fall verdächtig. Und er hätte sicher mehr Zeit und Konzentration, wenn ihm nicht die Liebe in Gestalt der Erika Haller (Achtung! Haller nicht Heller, die Dame hat nix mit der Chefin zu tun) dazwischen kommen würde.

Wo ist Stefan? Lebt er noch? Wer hat den Pianisten ermordet? Und welche Rolle spielen die seltsamen Lenau-Brüder?
 
Ein gelungender Krimi, bei dem ich bis zum Ende nicht rausgefunden habe wer der Mörder war und warum. Die Auflösung hat mich dann ein ganz klein wenig enttäuscht, die fand ich etwas seltsam motiviert, aber gut. Insgesamt find ich die Geschichte großartig. Es gelingt dem Autor den Leser mit ins Wien der Herbstzeit zu nehmen und man sehnt sich ab und zu danach auch in diesem Kaffeeehaus zu sitzen und mit Leopold den Fall zu diskutieren – und dabei einen leckeren Kaffee zu trinken. 
Und in diesem Fall passt der Titel auch perfekt zur Geschichte, viele der Verdächtigen sind auch wirklich einem Wahn um diesen seltsamen Dichter Lenau verfallen (den gab´s übrigens wirklich). Witzig find ich die Idee, dass ein Oberkellner die Ermittlungen aufnimmt. Das ist mal was ganz anderes. Gefallen hat mir auch, dass man die Geschichte nicht ins perfekte Hochdeutsch übersetzt hat, sondern viele österreichische Ausdrücke/Redeweisen beibehalten wurden (wer´s nicht versteht, hinten gibt´s ein kleines Wörterbuch). Das ist zwar manchmal a bisserl ungewohnt, aber es bringt doch die Atmosphäre und den Wiener Schmäh sehr gut rüber.
Ich denke, ich werd noch andere Geschichte mit dem Oberkellner Leopold lesen. Mal sehen, ob ich Schauplätze im Oktober wiederentdecke, wenn ich nach Wien reise 🙂
Also, auf jeden Fall schnell das Buch kaufen und mit Leopold auf Ermittlungstour durch Wien gehen!
———————–
The book „Lenauwahn“ (Lenau-delusion) plays in Vienna. After the funeral of the retired teacher Hannes Langthaler disappears his nephew Stefan. Three boys make a trial of courage at the cemetery, one finds the corpse of Langthaler naked in the coffin. One other is afflicted at the entry of the cemetery. Brigitte Renner, the mother of Stefan, needs the help of the Café Heller´s head waiter Leopold, who should find Stefan. But Leopold has another problem. His boss Mrs. Heller wants to have cultural evenings at the Café. But the first evening is a catastrophy: the Diva Gattermann has problems with her voice and suddently is her pianist gone before the gig and is not to find. No wonder, a little time later he´s found dead at the cemetery, where Langthaler is burried. Leopold starts with his investigations and gets wise to the association of the „Lenau-Brüder“ (Lenau-brothers), which was established by Langthaler. What do they have to do with the murderer at the pianist? Where is Stefan? Is he still alive?
I liked the book, the story is very good, just the solution is a bit weak (but just a bit). It´s a funny idea to let the head waiter make the detections. But he need of course the help of his friends Thomas Korber (a teacher) and Richard Juricek (a police man). The descriptions of the Café Heller are so lovely that you want to have a coffee there and you will love it to discover Vienna with Leopold.

*Rezensionsexemplar von/publisher´s copy by Gmeiner-Verlag

Merken

Merken